Antisemitische Grundstimmung auf der „Nakba Kundgebung“ in Kassel
Vergangenen Samstag hat die sich als links verstehende Gruppierung „Palästina spricht“ bundesweit zum sogenannten „Nakba Action Day“ aufgerufen. So auch in Kassel, wo sie von der „Marxistisch-leninistischen Partei Deutschlands“ (MLPD) unterstützt wurde.
Obwohl im Vorfeld in sozialen Netzwerken nur wenige Personen ihr Interesse an der Veranstaltung gezeigt hatten, kamen letztlich etwa 500 Personen zur Kundgebung von „Palästina spricht“. Die mitgeführten Flaggen und Symbole sowie die gerufenen Parolen und mitgebrachten Schilder und Transparente lassen auf eine Verortung vieler Teilnehmenden im türkisch-nationalistischen sowie islamistischen Spektrum schließen
Wie überall in Deutschland kam es auch in Kassel im Zuge der Palästina Kundgebung zu unschönen Szenen, Parolen wurden in Richtung der vom Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft veranstalteten Gegenkundgebung geschrien und Personen auf unserer Kundgebung im Vorbeigehen beleidigt und bedroht. Zudem wurde der antisemitische Charakter der Demonstration über Plakate, Symbole, Sprechchöre aber auch durch den Aufruf von „Palästina spricht“ deutlich.
In der Einladung zur Kundgebung werden bereits antisemitische Stichworte bedient, Gaza beispielsweise als größtes Freiluftgefängnis der Welt bezeichnet, Israel ethnische Säuberung und Kolonialismus vorgeworfen, sowie dessen Existenzrecht explizit abgesprochen. In diesem Denken gleichen sich „linke und pro-palästinensische“ Gruppen und die islamistischen Fundamentalisten und es ist daher nicht verwunderlich, dass diese letztlich gemeinsam gegen den jüdischen Staat demonstrieren und sich nicht aneinander zu stören scheinen.
Insgesamt erinnert der Charakter der Kundgebung am 15. Mai an die Gaza Demonstrationen von 2014, als auch in Kassel linke Antizionisten mit Anhängern von Hamas, Hisbollah und dem Islamischen Staat gegen Israel auf die Straße gingen, nur dass in diesem Jahr die Rollen von Initiator und Teilnehmer vertauscht sind.
Wie bereits vor sieben Jahren war die Grundstimmung aggressiv und der Antisemitismus unübersehbar: Israel wurde als Kindermörder bezeichnet und um dies symbolisch zu untermauern wurden vereinzelt blutbeschmierte Kinderpuppen hochgehalten. Israel wurde Völkermord vorgeworfen und sowohl mit Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus wie auch mit Apartheid Südafrikas gleichgesetzt. Es gab Bilder von Landkarten Palästinas ohne Israel und Plakate, auf denen ein dezidiert arabisches und damit auch nicht-jüdisches Palästina gefordert wurde.
Während auf Deutsch „lediglich“ „Kindermörder Israel“ und „Apartheid Israel“ skandiert wurde, waren die arabischen Parolen auf dem Königsplatz noch deutlicher in ihrem Antisemitismus. Gerufen wurde unter anderem „Wir sterben für Gott, wir verbinden uns mit Gott“, „Es gibt keinen Gott außer Allah, es gibt keinen Feind außer Israel. Oh Allah lasse sie schneller verschwinden“, „Israel ist eine Krankheit, keine Ruhe bis zur Freiheit, Zionisten sind dreckige Tiere“ und „Palästina ist nicht teilbar“.
Darüber hinaus wurde mehrfach der Wolfsgruß der türkischen Faschisten und der von Islamisten genutzte Ein-Finger Gruß in Richtung unserer Kundgebung gezeigt, ein Demonstrant hat das Bild Saddam Husseins mitgeführt und mehrere Personen trugen Stirnbänder der terroristischen Hamas.
Von Personen der „Nakba Kundgebung“ wurden wir mit Sprüchen wie „Scheiß Juden, scheiß Zionisten“, „Ihr seid Kindermörder“ und „eines Tages kriegen wir euch“ bedroht. Einer älteren Teilnehmerin unserer Kundgebung wurde der Weg versperrt, sie wurde angeschrien und beleidigt und weitere Teilnehmer wurden nach Ende unserer Kundgebung offensichtlich verfolgt.
Besonders abstoßend ist eine Situation nach Ende der Kundgebung von „Palästina spricht“, wo ein Anwohner aus der Innenstadt berichtete, dass mehrere Personen mit Palästinensertüchern unter Allahu Akbar Rufen auf dort in dem Boden eingelassene Stolpersteine gespuckt und getreten haben.
Für uns ist Antisemitismus auf Kassels Straßen nicht hinnehmbar und wir werden weiterhin gegen jeden Antisemitismus auf die Straße gehen.
Junges Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Mai 2021