Ich würde sofort wieder in dieses beeindrucke Land fahren. Begegnung von Jugendlichen aus Kassel und Ramat Gan. „Das Schönste an dieser Zeit waren die Tage in der Familie und mit beiden Gruppen, in denen wir uns kennen lernen und viel über einander erfahren konnten.“ Zoe.
„Etwas ganz besonderes war die erste Begegnung mit Jerusalem, der Tag in der Altstadt.“ Frederik.
„Es war so Vieles besonders, dass ich gar nichts richtig herausgreifen kann. Eine einzigartige Erfahrung waren die Tage in der Wüstenoase im Süden und im Kibbuz im Norden.“ Sina.
Zwölf Tage waren Anfang Mai 2016 10 Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule Kassel und fünf Schülerinnen und Schüler der Elisabeth-Knipping-Schule mit ihren Begleitern, Juliane Gerber und Stefan Alsenz, in Kassels Partnerstadt Ramat Gan, um dort mit ihren israelischen Partnern und in deren Familien das Land kennenzulernen.
Zum umfassenden Programm dieser inzwischen stabil etablierten Jugendbegegnung gehören historisch herausragende Städte wie Jersusalem oder Nazareth sowie moderne Orte, wie zum Beispiel Tel Aviv oder eben Ramat Gan.
Die kulturellen und sozialen Angebote beinhalteten Gespräche mit den Menschen, das Wohnen an fremden Orten (zum Beispiel in der Wüste) und besondere Veranstaltungen wie der Holocaust-Gedenktag im Stadtzentrum und in den Schulen. Religiöse Feste waren Bestandteil der Auseinandersetzung und der Erfahrung und natürlich auch die wechselvolle Geschichte beider Länder (die nicht nur, aber v.a. beim Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem thematisiert wurde und die die Schüler im Rahmen einer eigenen Zeremonie in der Gedenkstätte würdigten).
Wie sehr die Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren Botschafter ihres Landes und ihrer Stadt waren, zeigte sich eindrücklich beim Empfang im Rathaus von Ramat Gan. Bürgermeister Izrael Zinger und Vertreter der Stadt empfingen die 30 Schülerinnen und Schüler beider Staaten und stellten in ihrer Ansprache die große Bedeutung der Jugendbegegnung heraus. Sie sei ein Garant für ein friedliches Miteinander und überwinde Vorurteile und fehlendes Verständnis. Die Delegation aus Kassel hatte einen besonderen Gruß mitgebracht: eine Videobotschaft des Kasseler Oberbürgermeisters Bertram Hilgen, der seine Freude zum Ausdruck brachte, die Schüler aus Ramat Gan Anfang Juli bei deren Gegenbesuche im Kasseler Rathaus begrüßen zu können.
Der Jugendbegegnung voraus gingen einige Vorbereitungstreffen, in denen man sich auf deutscher Seite mit der Geschichte des Staates Israel, der Kultur und der Religion sowie mit der gesellschaftlichen Struktur, der Wirtschaft und der Sprache beschäftige. Hier war auch der Europaschulkoordinator der Albert-Schweitzer-Schule, Boris Krüger, maßgeblich aktiv, der vor einigen Jahren die Jugendbegegnung neu belebte und so ermöglicht hat, dass heute dieses Angebot verlässlich für beide Seiten bestehen kann.
Im Anschluss der Fahrt erfolgte ein umfangreiches Nachtreffen. Hier stand der „Arbeits- und Beobachtungsauftrag“ der 15 Schülerinnen und Schüler im Mittelpunkt. Sie hatten während der Zeit in Israel die Aufgabe gehabt, eigene Vorurteile zu formulieren und diese in ihren Begegnungen auf den Prüfstand zu stellen.
Veronika formulierte ihr Vorurteil zu Beginn der Fahrt so: „Die Bewohner Israels sind sehr patriotisch.“ Nach der Begegnung kommt sie zum Schluss: „Auch wenn den Menschen (und insbesondere den Jugendlichen) ihr Land sehr wichtig ist, sind sie nicht übermäßig patriotisch und haben uns mit offenen Armen und sehr viel Toleranz empfangen und durch Israel begleitet.“
Freddy legte seinen Schwerpunkt auf die Kultur und ging zunächst davon aus, dass „Wertvorstellungen, Verhaltensweisen und Kultur der amerikanischen sehr ähnlich“ seien. In seinem Fazit kam er dann aber zu der Auffassung: „Wie für westliche Staaten üblich ist die amerikanische Kultur und Lebensweise weit verbreitet, allerdings wird die eigene Kultur in Israel ebenfalls nach wie vor gelebt (und u.a. beim Essen deutlich).“
Ihre Ergebnisse präsentierten die Schülerinnen und Schüler inzwischen auf dem Europaabend der Albert-Schweitzer-Schule und beim Shalom-Treffen der DIG in Kassel.
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft, stets sehr präsent und sehr hilfreich aktiv u.a. durch ihren Kasseler Vorsitzenden Jürgen Menzel-Machemehl sowie durch Wolfgang Schwerdtfeger, ist die Stütze der Jugendbegegnung und zugleich in vielerlei Hinsicht verantwortlich für das Fortbestehen dieses wichtigen Angebotes.
Anfang Juli wird die israelische Delegation in Kassel erwartet. Dann haben alle Beteiligten zusammen mit den Schülerinnen und Schülern ein Konzept entwickelt, das ebenso abwechslungsreich wie umfassend ist. Auf dem Programm stehen regionale Besonderheiten (Edersee, Kletterwald, Stadtführung, Grimm-Museum u.a.m.) sowie Besuche in Bergen-Belsen und Hamburg. Die Jugendlichen geben und erhalten einen Einblick in die Schulen (einschließlich Forschungszentrum und Sternwarte), werden auf dem Sommerfest der DIG zu Gast sein und den Oberbürgermeister der Stadt Kassel treffen.
Und natürlich wird ein Schwerpunkt erneut das gemeinsame Leben in den Familien und die Begegnung in der Freizeit sein. Am Ende erfüllt sich dann hoffentlich, was Jule als Wunsch formuliert: „Ich wünsche mir, dass die zweite Begegnung wieder so intensiv wird wie die erste und dass damit der Grundstein gelegt wird für ein Wiedersehen danach. Ich jedenfalls würde sofort wieder in dieses beeindrucke Land fahren“ So erfolgt Jugendbegegnung zwischen Israel und Deutschland, zwischen Kassel und Ramat Gan auf besonders nachhaltige Weise.
Stefan Alsenz