Franz Rosenzweig

Franz Rosenzweig, Datum unbekannt, Foto: dpa Picture-Alliance GmbH

Religionsphilosoph, 1886 – 1929

Franz Rosenzweig wurde am 25. Dezember 1886 in Kassel geboren. Seine Familie, die schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts hier lebte, gehörte zum liberalen Judentum. Der Vater war Mitglied des Stadtrates und leitete den Familienbetrieb, eine Fabrik für Farben und Lacke.

Nachdem Rosenzweig zunächst begonnen hatte, Medizin zu studieren, wechselte er zum Fach Geschichte. Später kam Philosophie dazu. Er studierte in Göttingen, Berlin und Freiburg. Das Philosophiestudium schloss er mit einer Dissertation über die politische Philosophie Hegels ab, mit der er sich kritisch auseinandersetzte. Die Arbeit erschien 1920 unter dem Titel „Hegel und der Staat“.

Seine Schriften beschäftigen sich mit Fragen zum jüdischen Denken und Leben. Die Beziehung zwischen Judentum und Christentum steht oft im Fokus: sein Hauptwerk von 1921 mit dem Titel „Der Stern der Erlösung“ behandelt diese Thematik ausführlich – es feiert im Jahr 2021 sein 100-jähriges Jubiläum.

Zu Rosenzweigs Freunden gehörte der jüdische Rechtshistoriker Eugen Rosenstock-Huessey, der zum evangelischen Christentum konvertiert war. Nach langen Gesprächen erwog Rosenzweig ebenfalls eine Konversion zum evangelischen Glauben, verwarf diese Idee aber später wieder. Er fasste stattdessen den Entschluss, sich tiefergehender mit den jüdischen Überlieferungen zu beschäftigen. Mit Rosenstock-Huessey führte er einen Briefwechsel, der sich intensiv und kontrovers mit jüdischer und christlicher Theologie auseinandersetzte. Später wurde dieser Briefwechsel unter dem Titel „Judentum und Christentum“ veröffentlicht. Beide, der Briefwechsel und der Entwurf zu seinem Hauptwerk entstanden im Ersten Weltkrieg während Rosenzweigs Fronteinsatzes als Sanitäter, zu dem er sich freiwillig gemeldet hatte. 

In Frankfurt baute Rosenzweig die Bildungsstätte „Freies Jüdisches Lehrhaus“ auf. Zu den Vortragenden dort gehörten bedeutende Persönlichkeiten wie Martin Buber, mit welchem er gemeinsam an einem Großprojekt arbeitete: Eine Übersetzung der hebräischen Bibel ins Deutsche.

1920 heiratete Franz Rosenzweig die jüdische Religionslehrerin Edith Hahn (1895 – 1979) aus Berlin. 1922 kam der Sohn Rafael Nehemia zur Welt. Franz Rosenzweig erkrankte schwer; man stellte bei ihm die unheilbare Krankheit ALS fest. Diese Erkrankung führte zu einer starken Lähmung; literarische Tätigkeiten konnte er nur noch mit der Hilfe und Unterstützung seiner Frau unternehmen.
Am 10. Dezember 1929 starb Franz Rosenzweig in Frankfurt.

Seit 1968 verleiht der Koordinierungsrat der Deutschen Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit jährlich die „Buber-Rosenzweig-Medaille“ an Personen und Organisationen, die sich besonders für jüdisch-christliche Zusammenarbeit engagieren. Die Universität Kassel vergibt jedes Jahr eine Franz-Rosenzweig-Gastprofessur und verwaltet einen Teilnachlass an Briefen und Dokumenten.
Franz Rosenzweigs „Freies Jüdisches Lehrhaus“ wurde zum Vorbild für viele weitere jüdische Lehrhäuser, wovon eines sich auch in der Kasseler Synagoge mit monatlichen Bildungsveranstaltungen für den jüdisch-christlichen Dialog einsetzt.

Text: Barbara Bonzel

Quellen und weiterführende Informationen:
Eckelmann, Susanne: Franz Rosenzweig, Deutsches Historisches Museum: https://www.dhm.de/lemo/biografie/franz-rosenzweig (Stand 25.04.2021).
Internationale Rosenzweig-Gesellschaft e.V.: https://www.rosenzweig-gesellschaft.org/franz-rosenzweig (Stand 25.04.2021).
Universität Kassel: https://www.uni-kassel.de/ub/historisches-erbe/sondersammlungen/nachlaesse/rosenzweig.html (Stand 25.04.2021).